WAS SAGEN MIR BOND AUKTIONEN ÜBER DEN MARKT?
09.02.2023
Als Bond-Händler sind für mich mitunter die wichtigsten Opportunitäten, um Geld zu verdienen die regelmäßigen Bond Auktionen, wenn sich die amerikanische Regierung Geld am Kapitalmarkt leiht.
Parallel geben mir die Ergebnisse aber auch wichtige Informationen, wie der Markt das zukünftige Wirtschaftswachstum und die Inflationsentwicklung einschätzt. Hier werden Milliarden bewegt – die Meinung dieser Markt Teilnehmer ist mir die wichtigste von allen.
Am Dienstag kamen die Amis mit $40 Milliarden neuen 3-jährigen an den Markt, die mit 4.073% rentierten. Der Markt hatte diese Auktion aber im Vorfeld schon mit 4.033% gepreist. Das heißt die Auktion verlief schlechter, als erwartet! Diese 0,04% schlechter nennen wir einen „Tail“ und der 2-jährige Future verkaufte sofort um 17 Ticks ab (-$140.625 pro Kontrakt). In der Welt der kurzen Anleihen ist, das immens viel und der Tail war der Schlechteste seit 2016! Die Emission war nur 2,33-fach überzeichnet vs. der vorherigen mir 2.84-facher Überzeichnung und einem Durchschnitt der letzten 6 Auktionen von 2,59-fach. Die niedrige Überzeichnung war die schlechteste seit November 2021. Die Primary Dealer mussten 19,9% der Anleihe vom Staat aufs eigene Buch nehmen – auch das wie wir im Bild 1 sehen ein schlechtes Ergebnis. Am schlimmsten aber war, dass die Nachfrage der „Indirects“ zu denen auch ausländische Zentralbanken gehören, so schlecht ausfiel.
Zeitgleich zur Auktion wurde Jay Powell beim Washington Economics Club zu seiner Geldpolitik interviewt und er kommentierte, dass wenn die Inflationsdaten doch wieder höher reinkommen, als erwartet, er den Leitzins doch wieder höher nehmen wird (sehr schlecht für Bonds!).
Ich war mehr als verwundert über den Umstand, dass Powell zeitgleich zur Auktion spricht, obgleich sein Interview 40 Minuten nach hinten verlegt wurde.
Was sagt mir die schlechte Nachfrage? Der Markt erwartet im kurzen Ende wieder höhere Zinsen (Grund: NFP von Freitag). Ergo: short Treasury Bills.
Am Mittwoch kamen $35 Milliarden neue 10-jährige Anleihen an den Markt. Die Anleihe kam 0,03% besser in der Auktion, als der Markt vorher gepreist hatte – wir nennen das einen „Stop-Through“. Wie wir im Bild 2 sehen, stieg der 10-jährige Treasury Note Future um +$265,625 pro Kontrakt (+17 Ticks). Die Auktion lief sehr gut! Der Stop-Through war ein Rekord und um Längen besser als der Durchschnitt der letzten 6 Auktionen von 0,016%. Die Überzeichnung von 2,66-fach war die Höchste seit einem Jahr und die Primary Dealer mussten nur 5,4% der Anleihe aufs Buch nehmen, was ebenfalls ein Rekord war! Indirects kauften 79,5% der Anleihe, was weit höher ist als in der letzten 10-jährigen Auktion mit 62,9%. Warum lief die Auktion so gut? Weil wir nach den NFP-Zahlen letzten Freitag (185k Stellen wurden erwartet und 517k Stellen wurden gemeldet) einen signifikanten Bear Flattener in der Zinsstrukturkurve gesehen haben (siehe dazu: https://www.youtube.com/watch?v=YMPk8tb-UHA)
Die 10 Jahre steigen im Preis in diesem Szenario und dadurch, dass der USD schwächer war, als im Dezember 2022, war es opportuner für ausländische Investoren jetzt zu kaufen.
Diesmal war es FED’s Kashkari der während der Auktion hawkishe Kommentare in den Markt gibt, was verhinderte, dass der Future noch stärker steigen konnte, als er es tat.
Was sagt mir die gute Nachfrage? Der Markt erwartet eine sich abschwächende volkswirtschaftliche Entwicklung, nachdem die Zentralbank im kurzen Ende durch höhere Zinsen dafür sorgt. Ergo: long Treasury Notes.
Heute kamen dann die neuen 30-jährigen Anleihen mit einer Emissionsgröße von $21 Milliarden an den Markt. Die Auktion kam extrem schlecht! Wir sahen einen Tail von 0,032% und einer Überzeichnung von nur 2,25fach versus 2,45-fach bei der letzten langen Auktion und einem Durchschnitt der letzten 6 Auktionen von 2,37-fach.
Die Primary Dealer mussten 15,8% aufs Buch nehmen (versus nur 9% beim letzten Mal – schlechteste Auktion seit April 2022) und die Indirects kauften nur 65,2% der Anleihe (versus 74,6% der letzten). In Bild 3 sehen wir, wie der 30-jährige Future sofort um $1000 pro Kontrakt fiel.
Die Auktion war „teuer“ gegen die Kurve und bot dem Investor 0,81% weniger Rendite als die 2-jährigen Bills. Gegen die 10-jährigen Notes hat der Investor nur einen „Pick-Up“ (so nennen wir den Renditeaufschlag) von 0,05% und verliert gegen die 20-jährigen Bonds nur 0,15%.
Was sagt mir die schlechte Nachfrage? Der Markt erwartet u. U. eine höhere Inflationszahl am kommenden Dienstag um 14:30 Uhr als die bisher erwarteten 0,5% m/m und 6,2% y/y. Ergo: ich warte als Investor wie die CPI Zahlen am Dienstag kommen und kaufe dann entweder diese Anleihe günstiger, oder gehe in die neuen 20-jährigen, die kommende Woche versteigert werden.
Bond Trading ist die Königsklasse in unserem Beruf. Die Mathematik ist abschreckend für viele (wir sind hier nicht Mal auf die Konzepte Duration, Macaulay Duration, Dollar Value of 1 Basispoint, geschweige dann warum Treasuries in 1/32 of one point gepreist werden, eingegangen).
Einige Ex-Kollegen von mir fragten mich, warum ich FX-Trading ausbilde. Die Antwort ist einfach. Als Bond Trader bin ich Zinshändler. Währungen folgen u. a. den kurzen Zinsen. Als Zinshändler kenne ich sowohl die Geldpolitik der Zentralbanken als auch die erwartet Inflation, die tatsächliche Inflation und die erwartet Wirtschaftsentwicklung eines Landes. Wenn ich Inflation traden kann, bin ich in der Lage Öl zu handeln. Denn Öl ist u.a. Inflation und wenn ich Öl traden kann, dann ist es nicht mehr weit, dass ich mich mit Volatilität auseinandersetze und die Modelle der Options Market Maker beherrsche.
Und so wurde aus mir ein Global Macro Trader. FX ist für mich gelebte Volkswirtschaftslehre und damit fangen wir an. Ich selbst trade alles und meinen besten Tradern zeige ich auch wie „man“ Bonds traded. Die Informationen aus dem Bond Markt sind im wahrsten Sinne des Wortes Millionen wert und wir nutzen sie täglich, um einen weiteren Edge im Markt zu haben.
#tradesmartlivefree #jaymedrow #onetraderatatime
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